Kinder-Reha

Kinder-Reha Tag 12 – Bastel-Mania im Bastelbus

“Geht ihr auch?” höre ich von der ersten Mutter. “Ist doch schön. Können wir alle basteln.” von der zweiten. “Toll für die Kinder.” schallt es von der nächsten. Und “Ich habe mir schon einen Wecker für 09:30 gestellt.” kommt es von der Seite. Ein Bastelbus steht auf dem Hof. Basteln! Ein Träumchen. Der erste, leicht panisch klingende Kommentar meines 5-Jährigen als er sieht, was vor ihm auf dem Hof aufgebaut wird: „Muss ich jetzt basteln?“ Ganz mein Sohn. Definitiv meiner. Würde nicht gleich eine ganze Heerschar an Kindern samt Eltern zum Bastelbus eilen, würde ich mit Stolz geschwellter Brust sagen: “Meiner! Findet Basteln genauso doof wie ich.” Ich verkneife es mir, gebe dem Herdentrieb nach und schaue mir das Spektakel an.

Ab welcher Menge ist Glitzer giftig?

Ich sehe Glitzer, Kleber, Pinsel, Wasserfarben. Eine tolle Mischung für meine 4-Jährige. Ich überlegen spontan, wie ich alle drei Komponenten wieder aus ihrem Mund herausbekomme. Und wann ich ab welchen Mengen davon in ihrem Mund beziehungsweise Magen zum Arzt gehen muss oder nicht. “Oh, Gipsfiguren“ quietscht die 9-Jährige neben mir. Yeah. Meine Euphorie kennt keine Grenzen.

Wem gehört das Kind?

„Na, auch in Bastellaune?“ fragt mich eine Mutti neben mir. “Na ja unsere Mutter-Kind-Interaktion vor drei Tagen lief so gut, dass ich nun weiß, dass die Kombination von Kleber, Krepppapier und Desinfektionstücher im Mund meiner Tochter, keine Vergiftung verursacht. Immerhin.” Ich glaube nicht, dass dies die Antwort war, die sie hören wollte. Ihr Gesicht spricht Bände. Ich lächle höflich zurück als plötzlich mein Sohn freudekreischend zu mir gerannt kommt und fragt, wann er denn nun endlich mit dem Basteln anfangen könne. Im ersten Moment suche ich nach der zugehörigen Mutter zu diesem mir unbekannten Kind, bis ich realisiere, dass das tatsächlich mein “Mama, muss ich jetzt basteln”-Sprössling ist. Diese Thalheimer Luft bekommt uns nicht gut. Erst die neue Leidenschaft für Gurkenbrötchen, dann noch Bastelambitionen.

LGBTQ-Eule und Weihnachtsdioramas

Wir schauen uns den Bastelbus in Ruhe an und entscheiden uns spontan für das Anmalen von Gipsfiguren. Yeah. 3,50€ für den Schmetterling und 4€ für die Eule. Wir setzen uns mit unseren Figürchen an einen Tisch und malen drauflos. Der 5-Jährige mag es bunt und kreiert eine LGBTQ-Eule, die sich gewaschen hat. Unsere 4-Jährige taucht ihre Finger in Wasserbecher und Wasserfarbe, während ich ihren Schmetterling bemale.

Überhaupt malen hier mehr Muttis als Kinder, wenn ich mich so umschaue. Ganze Tische voll mit Mamas im Bastel- und Malrausch. Neben perfekt angemalten Leuchttürmen, Türschildern und Pferdebildern stehen sogar Weihnachtsdioramas. Tannen, Häuschen, Schnee und Glitzerkügelchen auf Pappmaché. Und was ist mit Halloween? Vergesst doch nicht Halloween! Ich will noch nicht an Weihnachten denken. Ich muss doch erst einmal nervlich durch diese Reha kommen. Da kann ich doch noch nicht Gedanken an Weihnachten verschwenden. Die Weihnachtsdioramas machen mich ganz kirre. Ich konzentriere mich wieder auf den Gips-Schmetterling und frage mich beim Anblick meiner Tochter, ab welcher Konzentration von Wassermalfarbe auch das eventuell nicht ganz gesund für den Körper sein könnte.

Lasst es Glitzer regnen

Fertig bemalt geht’s zur Glitzer-Station. “Kleber über die Gipsfigur pinseln, Glitzer draufstreuen, trocknen lassen” lautet die Anweisung vom Bastelbusmann. Meine Kinder machen daraus: “Kleber essen, Glitzerdose aufdrehen, alles über dem Tisch und auf den Haaren verteilen.” Mein Euphorie-Level schnellt in ungeahnte Höhen.

Ich kann beide Kinder überzeugen ihre Kunstwerke auf unser Zimmer zu bringen. Der Gang lenkt sie hoffentlich ab, noch weitere Bastelexperimente anzugehen. Schon auf den ersten Stufen gen oben, scheint mein Plan eher ins Leere zu laufen. “Gleich mache ich noch einen Leuchtturm, einen Bären und einen Fisch!” Diese Thalheimer Luft ist wirklich nicht gut für uns. Ich schnappe mir noch ein paar weitere Euros und verdrücke ein paar Stücke weiße Schokolade auf dem Weg zurück nach unten. Gegen die Nerven und den nahenden Glitzer Overkill.

Pups-Windeln Regenbogen Edition

Die nächsten Stunden bestehen aus “Mama, ich will noch mehr” und “Awww schau mal die süße Katze. Die will ich auch anmalen.” plus so viel Glitzer, dass die Windeln unserer Tochter in den nächsten Tagen wie ein bunter Regenbogen aussehen werden. Am Ende meiner Nerven und des Bastelbusses winken wir dem blauen Gefährt auf Widersehen und wischen uns Kleber, Farbe und diesen verdammten Glitzer aus unseren verschwitzten Gesichtern. Puh, noch ein Vormittag geschafft! Meine Kinder sind glücklich, trollen sich zufrieden und kunterbunt angemalt über den Spielplatz und zeigen dem Papa übers Handy ihre Glitzerwerke. Das Lächeln in ihren Gesichtern macht auch mich glücklich. Vielleicht war der Bastelbus doch nicht die schlechteste Idee.


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