Kinder-Reha

Kinder-Reha Tag 9 – Freudentränen

Ein Satz! Ein Satz mit Gebärden! Na ja, es sind zwei Gebärden hintereinander gereiht. Versteckte Katze ♡ Ich sitze in der Einzel-Logopädie neben meiner Tochter, quieke wie ein kleines Mäuschen kurz auf, während ich mir die Hand reflexartig vor den Mund halte und kurz davor bin, Freudentränen zu vergießen. Es ist das erste Mal, dass ich sehe, wie sie zwei Gebärden miteinander verknüpft. Quasi einen Satz bildet. Dabei hatte sie erst vor zwei Tagen auch noch ein neues Wort ihrem 5-Wörter-Wortschatz hinzugefügt. “More” (Englisch “mehr”) plappert sie nun im Dauerakkord in der Mensa vor sich hin, wenn es die heiß begehrte Salami oder den Vanillejoghurt mit Honig gibt.

Ein Satz und ein neues Wort

Zwei Dinge, die für uns die Welt bedeuten. Ein Satz und dann auch noch ihr erstes englisches Wort! Unsere 4-Jährige hat einen seltenen Gendefekt, das sogenannte Jansen-de Vries Syndrom. Neben vielen anderen Baustellen, ist vor allem die Sprache ihr größtes Problem. Sie spricht derzeit gut fünf Wörter, kommuniziert mit Gebärden (GuK) und Piktogrammen (Metacom) sowie einer ausgeprägten Mimik als auch teilweise sehr gut zu deutenden Lauten.

Das Lucy Tempo

Die EUBIOS Kinder-Rehaklinik in Thalheim wurde uns von unserer SPZ-Ärztin empfohlen. Hier ist alles auf Sprache ausgerichtet. Egal ob gesprochene Wörter vorhanden sind oder nicht. Seit neun Tagen sind wir nun hier und unsere Tochter ist nach einer etwas kniffligen Eingewöhnung endlich angekommen. Bei der Abgabe in ihre Kitagruppe wird nur noch ab und zu ein kleines Tränchen vergossen, das dann aber ganz schnell von den unendlich geduldigen Erziehern mit viel Glitzer und “Schau mal da!” weggewischt wird. In die Therapieräume reingehen funktioniert derzeit nur bedingt. Daher bin ich ab und zu zur Hilfe noch einmal da oder ihre Therapie findet auf dem Flur statt. Es läuft nach ihrem Tempo.

Viel Neues nach den ersten stressigen Tagen

Noch nie hat Lucy so viele Gebärden genutzt wie hier in Thalheim. Noch nie hat Lucy so viele verschiedene Laute von sich gegeben wie hier. Noch nie habe ich gesehen, wie konzentriert und lange sie ihre Therapeuten anschaut und versucht mit ihrem Mund, das vor ihr gezeigte nachzuahmen.

Allein diese Sätze schreiben zu können, macht den Stress der Vorbereitungen auf diese Kinder-Reha als auch die intensive erste Woche wett. Ich weiß nicht, mit welchem Fortschritt wir am Ende unseres Monats hier in Thalheim zurück nach Berlin gehen werden. Ich weiß auch nicht, ob Lucy ihren gesprochenen Wortschatz um weitere Worte erweitern wird. Das was ich an Tag 9 weiß ist, dass sie dazu in der Lage ist, Sätze mit Gebärden zu formen und englische Worte zu sagen. Ich quietsche vor Glück, wische die ersten und hoffentlich nicht letzten Freudentränen weg und bin unendlich gespannt, was die nächsten drei Wochen noch bringen werden.


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