Kinder-Reha Tag 30 – Der letzte Tag in der Kinder-Rehaklinik in Thalheim – Fazit
Der letzte Tag in der EUBIOS Kinder-Rehaklinik in Thalheim ist angebrochen. Ein intensiver Monat liegt hinter uns dreien. Ein Monat voll gepackt mit diversen Therapien, vielen Abenteuern, Gesprächen, Seminaren, Märsche hoch zur Mensa und wieder runter, über den Snail Trail of Doom, Auf- und Abgeklettere der Spielplätze, Streitereien, blutigen Lippen, Raufereien, Tränen aus Freude, Erschöpfung und Frustration. Mein bunter Plan lässt mich am letzten Tag für gut eine Stunde durchatmen. Vor mir liegen die Anmeldebögen für die nächste Reha hier in Thalheim. Komme ich wieder? Ja 🙂 Unser Fazit, unsere Erfahrungen als auch Pro und Kontra zur Kinder-Rehaklinik in Thalheim.
Für und Wider Kinder-Reha in Thalheim
Das “Ja” zum Wiederkommen in die EUBIOS Reha-Klinik ist mir nicht leicht gefallen. Am Ende überwiegt der eindeutig sichtbare positive Effekt, den die Kinder-Rehaklinik in Thalheim auf unsere 4-Jährige mit Jansen-de Vries Syndrom hat. Trotz der anfänglichen Startschwierigkeiten, hat sich unsere Tochter sehr gut eingelebt. Sie geht sehr gerne zu allen Therapien und Therapeuten, macht mit Freude bei allem Schabernack mit und lernt hier viel mehr als bei den Einzeltherapien zu Hause. Das liegt vor allem an der Intensität, den kurzen Zeitintervallen zwischen den selben Therapien. Das Pensum zusammen mit der unendlichen Geduld, die alle Therapeuten und Gruppenleiter hier an den Tag legen, ist der entscheidende Faktor. Für unsere Tochter ist das genau die richtige Umgebung, um wirklich etwas zu lernen, das auch hängen bleibt und Veränderungen in Gang setzt. Kleine Veränderungen, die aber in einer recht kurzen Zeitspanne geschehen. Der dauerhafte Lerneffekt wird sich erst in ein paar Wochen zeigen. Aber die Tendenz für einen enormen Fortschritt ist da. Nun heißt es beobachten, weitermachen und ihr eine kleine Pause gönnen.
Pro Kinder-Rehaklinik Thalheim
- Sehr nette und geduldige Therapeuten und Gruppenleiter.
- Grundsätzlich sehr freundliches Personal.
- Wirtschaftsfachkräfte halten alles super sauber und sind sehr hilfsbereit bei allen möglichen Anliegen.
- Küchenpersonal macht quasi alles möglich. Seien es die Nudeln, die ich jeden Montag für unsere Tochter in einer Tupperdose mitnehmen durfte, meine vegane Ernährung oder auch der super freundliche Umgang mit den Kindern, wenn sie zum zehnten Mal nach Besteck oder dem gelben anstatt grünem Becher fragen.
- Rezeption regelt alles von Waschmarken über Post und der An- und Abreise. Wenn die Waschmaschine mal wieder die Marke verschluckt hat, wird ohne mit der Wimper zu Zucken eine neue kostenlos herausgegeben.
- Individuelle Ausarbeitung des Therapieplans, je nachdem was das Kind kann und wozu es in der Lage ist.
- Bandbreite an Therapieangeboten.
- Neben klassischer Logopädie gibt es Physiotherapie, Musiktherapie, Ergotherapie, Tiergestützte Therapie mit Pferden (Reittherapie), Motopädie, Sozialtherapie, Psychotherapie, Sauna und Kneipp und mehr.
- Möglichkeit jederzeit Einzelgespräche auf Anfrage führen zu können.
- Sehr umfangreiche Berichte, über all das was die Kinder während ihrer Therapie gemacht haben.
- Es gibt Erinnerungsordner mit einzelnen Unterteilungen für die jeweiligen Therapien. Hier sind Bilder, Hausaufgaben, Fotos abgeheftet. Den Ordner nimmt man am Ende der Therapie mit nach Hause.
- Berichte für Ärzte und Therapeuten für zu Hause.
- Tolle, moderne Spielplätze mit einer großen Auswahl von diversen Spielmöglichkeiten für jede Altersstufe.
- Sehr gut funktionierendes Internet über WLAN. Ich konnte hier sogar ohne große Probleme mein Computerspiel zocken (New World).
- Spielzimmer und Aufenthaltsräume für schlechtes Wetter in jedem Haus.
- 24-Stunden Arzt– bzw. Krankenschwester-Service.
- Über eine Telefonnummer, kann man egal um welche Uhrzeit und egal an welchem Wochentag die Krankenschwester der Klinik anrufen. Alle sind sehr nett und schauen lieber einmal zu viel als zu wenig nach. Die wichtigsten Medikamente haben sie vor Ort, sodass man auch mitten in der Nacht reagieren kann.
Kontra Kinder-Rehaklinik Thalheim
- Therapiepläne zu unübersichtlich.
- Es gibt tägliche Terminpläne, einen wöchentlichen Plan und dann hier und da noch Änderungen, die abends in den Briefkasten flattern. Bei zwei Therapiekindern wird es schnell sehr unübersichtlich. Ich habe häufig Termine übersehen, teilweise auch verpasst. Die Klinik ist sich dessen bewusst und ist schon dabei, dieses Problem zu lösen.
- Das allerbeste wäre eine App, die für jeden den individuellen Terminplan anzeigt und auf Änderungen und anstehende Termine mit Push-Meldungen hinweist.
- Die schiere Menge an Terminen sorgt für Stress.
- Liegen keine zusätzlichen Termine an, gibt es vormittags im Optimalfall drei Stunden Freizeit (etwa 08:20 Uhr bis 11 Uhr) und nachmittags noch einmal etwa 50 Minuten (14:00 Uhr bis 15:00 Uhr). Meistens fallen aber gerade vormittags Einzelgespräche, Seminare und das Abholen und Hinbringen des Kindes von Kita zu Turnhalle an. Wie oft ich wirklich die drei Stunden am Vormittag frei hatte, kann ich an einer Hand abzählen.
- Es gibt Freizeitangebote nur für Eltern, aber dafür hat man einfach keine Zeit.
- Zu frühes Frühstück.
- Bei uns gab es zwei Essensgruppen. Wir landeten in der ersten. Hier fand das Frühstück von 06:00 Uhr bis 07:00 Uhr statt, Abendessen war zwischen 17:15 Uhr und 18:00 Uhr und das Mittagessen unter der Woche ohne Kinder fand von 11:00 Uhr bis 11:50 Uhr statt.
- Sechs Uhr früh ist einfach nicht unsere Zeit. Am Ende sind wir einfach um 07:00 Uhr gegangen und haben uns da hingesetzt wo gerade Platz war.
- Teilweise schwierig ohne Auto.
- Dieser Punkt trifft nur auf Familien zu, die in den etwas weiter entfernten Ferienwohnungen untergebracht sind. Da sich diese nicht auf dem Klinikgelände befinden, Thalheim sehr hügelig ist, ist ein Auto für die Hin- und Herfahrerei angebracht. Zu Fuß ist es machbar, aber aufgrund der wirklich vielen Termine und der Hügel extrem umständlich.
Reha ist keine Kur – auch in Thalheim nicht
Dieser Punkt ist noch einmal besonders wichtig zu erwähnen. Reha ist Arbeit. Vor allem für den Patienten. Es geht nicht um Erholung und Entspannung vom stressigen Alltag zu Hause. Es geht ums Lernen und das ist nun einmal mit viel Fleiß und Schweiß verbunden. Die Kinder sind daher gerade abends sehr erschlagen und schnell einfach mal drüber. Die Begleitperson des Kindes muss sich auf die auch mal schwierigen Tage, Abende einstellen.
Mit zwei Therapiekindern im Vorschulalter, einen Monat lang in einer ihnen fremden Umgebung mit anfangs fremden Menschen ohne den Papa, ist das oft nicht einfach. Wir haben regelmäßig auch gerne lautstarke Auseinandersetzungen gehabt, etliche Tobsuchts- und Wutanfälle durchstanden, viele Auas weggepustet, etliche Tränchen weggewischt und auch oft über Heimweh geredet. Und ja es gab viel Schokolade und Gummibärchen. Mehr als mir lieb war. Aber wenn die Handvoll Gummibärchen den Weg hoch zur Physio im Dauerregen irgendwie erträglich, ja manchmal sogar nur dadurch schaffbar macht, dann ist das jeden Zuckerkristall wert 🙂