Kinder-Reha Tag 18 – Tiefenentspannt mit Haustier und Windlicht
Der Herr Meier ist schon lustig. Ein engagierter, junger Erzieher, den mein 5-Jähriger erst mächtig doof fand und nun jeden Tag zu uns nach Berlin einlädt. Seine Zuhause-Kita will er zeigen. Vielleicht bleibt der Herr Meier ja dann gleich da. Kann man ja mal fragen. Was ich an dem Herrn Meier so toll finde, ist seine Ehrlichkeit.
Haustier oder Porsche
Heute sagte er mir zum Beispiel, dass mein Sohn Tiere ganz toll findet und gerne ein Haustier möchte. Ich solle mal mit ihm ins Tierheim gehen. Da gäbe es viele tolle Tiere, die ein neues Zuhause suchen. Ich mein ich hätte ja auch gerne einen Porsche. Gehe ich einfach ins Autohaus und suche mir einen aus. Die brauchen auch alle ein neues Zuhause.
Bastelzweisamkeit mit Kind
Überhaupt sind die Gruppenleiter der Kita irgendwie putzig. Mutter-Kind-Interaktion ist ja meine Lieblingsaktivität. Die Gruppenleiter wie Herr Meier laden Mutter und Kind zur einstündigen Bastelaktion ein. Inklusive Abschlussfoto. Ich gehe da gleich mit beiden Kindern hin. Das bringt ordentlich Stimmung und hält den Herrn Meier mächtig auf Trab.
Meine 4-jährige trinkt direkt zu Beginn genüsslich aus der Kleberflasche während mein Sohn, der ja Tiere so gerne mag, kurz davor ist den Glitzer vom Tisch ins Mini-Aquarium mit den Wasserschnecken zu schütten. Herr Meier hat alles im Griff und rettet erst meine Tochter und dann die Wasserschnecken vor einer eher unschönen Erfahrung. Wir kleben munter leere Gurkengläser mit Papierschnipseln, Konfetti und Kulleraugen voll. Wunderschön dieses kunstvoll gestaltete Windlicht. “Da können sie dann ein Teelicht reinstellen und einen ruhigen Moment mit ihrem Kind genießen.” Ach Herr Meier. Diese Naivität ist irgendwie niedlich. Einen ruhigen Moment dank nach Kleister stinkendem Windlicht, das uns mit unzähligen Monsteraugen angafft und gleich kurz davor ist die Wohnung abzufackeln, da das tiefenentspannte Kind das Gefäß durch das Zimmer kegelt und die Papierschnipsel aufgrund des Teelichts alles in Brand setzen. Ich kichere leise vor mich hin, als Herr Meier seinen Tipp in die Mütterrunde wirft.
Kleber-Rowdy ist not amused
Nach zehn Minuten der Mutter-Kind-Interaktion steht meine 4-Jährige auf, öffnet die Tür und geht. Eine Minute später steht sie angezogen und Daumenlutschend mit einem Blick, der töten könnte wieder vor mir. Sie zeigt auf die Tür, schüttelt den Kopf und stampft auf den Boden. Okay. Not amused der kleine Kleber-Rowdy. Herr Meier eilt zum genervten Kind. “Magst du nicht noch was kleben?” Nee, die will nicht. Die ist fertig mit ihrem Windlicht. Weiteres Stampfen auf den Boden, noch energischeres Daumenlutschen. “Bist du etwa schon fertig?” Jaha! “Dann räume bitte noch deine Sachen auf.” Oha, der Herr Meier traut sich was. Meine 4-Jährige startet ihr Sirenenschreien. Monstertränen kullern über ihr Gesicht, ihre Hände hält sie theatralisch vor beide Augen, um allen Anwesenden zu demonstrieren, dass sie nun wirklich traurig und mächtig genervt ist. Ich ernte einen Blick von Herrn Meier. Ich? Ich hab nichts getan. Ich hab damit nicht angefangen. Die ist halt fertig mit Windlicht und ihren Nerven. Das einzige was die jetzt noch will, ist ins Bett oder Zucker. “Na komm, die Mama hilft auch.” Was?! Herr Meier greift tief in die Trickkiste. Kein schlechter Zug. Chapeau. “Ach komm Schnupsilein, ich helfe dir auch.” höre ich mich zähneknirschend sagen während ich sehe, wie Herr Meier zufrieden nickt. Die kleine Diva trottet langsam zum Tisch und wir räumen gemeinsam auf.
Man kann ja nochmal träumen
In unserem Zimmer wieder angekommen, stellen wir die wunderschönen Windlichter zu den noch viel hübscheren Gips-Figuren, Türschildern und Co. Der Glitzer verteilt sich über alles, was im Dunstkreis von drei Metern ist und der Kleber sorgt für einen betörenden Duft, der uns alle tiefenentspannt ins Bett fallen lässt. Während unsere Tochter einfach ohne auch nur einen Mucks zu machen in den Tiefschlaf fällt, träumt unser Sohn vom Haustier und ich vom Porsche. Danke Herr Meier.